Filipo Smaldone
Patron der neuen Kapelle - Patron der Gehörlosen
Filipo Smaldone wurde am 27. Juli 1848 in Neapel / Italien geboren.
Schon mit 12 Jahren wünschte Filippo Smaldone Priester zu werden. Während seines Theologie-Studiums kam er in Kontakt mit vielen Gehörlosen in Neapel, um die sich damals niemand kümmerte.
Ein erschütterndes Erlebnis für Filippo Smaldone war, als er in einer Kirche auf eine Muttter traf, deren gehörloses Kind untröstlich in ihren Armen weinte. Er sah, dass die Mutter keinen Kontakt mit dem Kind aufnehmen konnte.
Am 23. September 1871 wurde Filippo Smaldone zum Priester geweiht und widmete sich danach der Seelsorge in Süditalien. Filippo Smaldone entwickelte eine eigene Gebärdensprache, um sich mit den Gehörlosen besser verständigen zu können.
1885 gründete er in Lecce (Apulien) zusammen mit einem anderen Priester und einer Gruppe von Frauen seine erste Einrichtung für Gehörlose. Aus dieser Einrichtung entstand die Kongregation der „Salesianerinnen vom Heiligsten Herzen“. Bis heute ist die Hauptaufgabe der Ordensgemeinschaft die Erziehung gehörloser Kinder.
Heute arbeiten rund 400 Salesianerinnen vom Heiligsten Herzen weltweit im Sinne von Filippo Smaldone.
Neben seiner Tätigkeit für Gehörlose war Filippo Smaldone auch Beichtvater und geistlicher Begleiter für Priester, Seminaristen und verschiedene religiöse Gemeinschaften.
Filippo Smaldone wurde zum Domherrn der Kathedrale von Lecce ernannt und erhielt von der Stadt Lecce eine Auszeichnung für seine Verdienste um die Gehörlosen.
Grundsätze Filippo Smaldones:
Man kann nicht erziehen, wenn man nicht liebt.
Ein Gefallen ist eine zarte Blume, die man allen entlang der Straße anbieten soll.
Seiner Ordensgemeinschaft hinterließ er Regeln wie z.B.:
Für die Schwestern seiner Ordensgemeinschaft bedeutet dies:
Kein Armer, der an die Tür des Klosters klopft, wird abgewiesen; er bekommt etwas zu essen und zu trinken, denn es könnte Jesus sein, der in Getalt des Armen um etwas bittet und Hilfe benötigt.
Filippo Smaldone starb am 4. Juni 1923 im Alter von 74 in Lecce (Süditalien).
Seine Gebeine ruhen in der Barfüßerkirche von Lecce.
Seligsprechung am 12. Mai 1996 durch Papst Johannes Paul II.
Heiligsprechung am 15. Oktober 2006 durch Papst Benedikt XVI.
In der Rottmooser Kapelle wird eine Reliquie des Heiligen aufbewahrt.
Die neue Kapelle
Zur Geschichte der Sonnenuhren
Sonnenuhren sind bereits seit der Steinzeit bekannt. Diese ersten Sonnenuhren dienten lediglich zur Anzeige oder Feststellung von kalendarischen Informationen, die dem jahreszeitlichen Stand der Sonne entsprachen wie zum Beispiel Sonnen-wenden (heute dem Sommeranfang am 21. Juni und dem Winteranfang am 21. Dezember entsprechend) oder Tagundnachtgleichen (Frühlings-/Herbstanfang). Man bezeichnet diese frühen Sonnenuhren daher auch als Sonnenobservatorien.
Das älteste bekannte derartige Observatorium befindet sich bei Goseck in Sachsen-Anhalt; es ist ein kreisförmiges Erdwerk mit Palisadenringen, stammt aus der Zeit um 4800 v. Chr. und ist damit rund 2000 Jahre älter als das bekanntere Kalenderwerk Stonehenge in England in Form einer monumentalen Steinsetzung.
Sonnenuhren mit einer Tageseinteilung sind seit der Antike bekannt. Vermutlich waren die Ägypter die ersten, die Sonnenuhren mit einer Stundeneinteilung verwendeten. Die älteste bekannte Sonnenuhr mit einer Tagesstundeneinteilung stammt aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. aus der Zeit des Pharaos Thutmosis III. Bei den Ägyptern dienten auch Obelisken als monumentale Schattenwerfer zur Zeitanzeige auf öffentlichen Plätzen.
In der Barockzeit, der Blütezeit der Sonnenuhren, fand man die lautlosen Zeitanzeiger an fast jeder Kirche oder Kapelle. Die Sonnenuhren waren die öffentlichen Uhren dieser Zeit, denn mechanische Uhren waren sehr teuer, und nicht jede Pfarrei oder Gemeinde konnte sich eine solche leisten. So wurden Sonnenuhren meist auf eine nach Süden ausgerichtete Kirchenwand gemalt und mit einer religiösen Darstellung oder künstlerischen barocken Elementen verziert. Eine Zeitangabe auf eine volle oder halbe Stunde war dabei völlig ausreichend.
Mit der Einführung der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) als gesetzliche Zeit zum 1. April 1893 - notwendig geworden vor allem durch die Eisenbahnfahrpläne - war in Deutschland das Ende der Sonnenuhren gekommen. Denn die MEZ richtet sich nicht mehr nach dem Stand der Sonne am jeweiligen Ort (Wahre Ortszeit), sondern es wurde für ganz Mitteleuropa die Wahre Ortszeit des 15. Meridians (Görlitz/Zgorzelec an der Lausitzer Neiße in Deutschland/Polen) verbindlich. Praktisch alle Sonnenuhren gingen durch diese Festlegung „falsch“.
Heute gibt eine hochgenaue Atomuhr die Zeit vor und nicht mehr die Sonne; allerdings wird die durch die Atomuhr gezählte Zeit regelmäßig am Sonnenstand - letzlich also an einer Sonnenuhr - korrigiert. Diese Korrektur wird notwendig durch die ständige Verlangsamung der Erdrotation.
Zeitanzeige an Sonnenuhren
Neben der Anzeige der Wahren Ortszeit ist die Anzeige von „Babylonischen Stunden“ und „Italischen Stunden“ verbreitet.
Babylonische Stunden
Eine Zeitanzeige, bei der die Stundenzählung des Tages mit dem Sonnenaufgang beginnt, heißt in der Fachsprache der Gnomonik „Zeitanzeige in babylonischen Stunden" (Gnomonik ist die Lehre von den Sonnenuhren.). Das ist eine Erinnerung an die alten Babylonier, die in der Antike exakt funktionierende Sonnenuhren entworfen und hergestellt haben. Auch Ägypter, Römer und Griechen zählten die Zeit ab dem Sonnenaufgang.
In Oberbayern sind zahlreiche historische Sonnenuhren mit der Anzeige derbabylonischen Stundenzählung erhalten geblieben, z. B. an der
- Kirche in Kirchdorf bei Haag
(mit einer Stundenzählung von 1 bis 10) - Frauenkirche in München (Bild rechts-oben)
- Benediktinerabtei Scheyern (Bild rechts-unten).
Symbolik der Babylonischen Stunden
Die aufgehende Sonne soll den Beginn unseres Lebens darstellen. Die Stunden, die aufwärts gezählt werden, können wir auch als die Meilensteine im Laufe unseres Lebens auffassen. Nach den ersten 6 Meilensteinen (als Stunden dargestellt) läuft der Schatten aus dem Zifferblatt heraus - der weitere Verlauf und das Ende unseres Lebens ist unbestimmt.
Italische Stunden
Eine Zeitanzeige, bei der der Sonnenuntergang den Anfangs- und Endpunkt der Stundenzählung darstellt, heißt in der Fachsprache der Gnomonik "italische Stunden". Diese Bezeichning ist eine Erinnerung an das ehemalige Volk der Italiker, die in vorrömischer Zeit einen Teil der italischen Halbinsel besiedelten. Noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war diese Art der Zeitanzeige in Italien und der Schweiz, vor allem im Tessin, gebräuchlich. Die Bauern und Reisenden konnten damit direkt ablesen, wieviel Zeit bis zum Sonnenuntergang verbleibt, um z. B. noch auf dem Feld arbei-ten zu können, oder ob es möglich war, einen Bergpass noch vor Eintritt der Dämmerung zu überqueren.
In Italien und anderen Ländern des Mittelmeerraums gilt der Sonnenuntergang noch heute als Höhepunkt des Tages, zu dem sich die Familie nach der Arbeit auf der "Piazza", dem öffentlichen Platz, trifft.
Da der Sonnenuntergang kein feststehender Termin ist, sondern sich jeden Tag zeitlich verschiebt, hatte Johann Wolfgang von Goethe auf seinen Reisen nach Italien große Schwierigkeiten beim Verständnis dieser Stundenzählung. Gegenüber seiner Taschenuhr läuteten die Glocken zu scheinbar unerklärlichen sich ändernden Zeiten. In seinem "Tagebuch der italienischen Reise 1786" beschreibt er seine Probleme und versucht die Zeitrechnung mit Hilfe einer selbstgeschaffenen Umrechnungstabelle zu verstehen.
Die historischen Sonnenuhren an der Münchener Frauenkirche und im Innenhof der Benediktinerabtei Scheyern zeigen (auch) italische Stunden an.
Symbolik der Italischen Stunden
Die untergehende Sonne soll das Ende unseres Lebens darstellen. Die Sonnenuhr zeigt uns an, dass die Zeit verrinnt. Der Lichtfleck des Gnomons läuft dabei rückwärts zählend durch die Stundenlinien: Es ist ein Countdown bis zum Untergang, währenddessen sich der Mensch Gedanken über den ausstehenden Teil seines Lebens machen soll. Ist der (Sonnen-) Untergang erreicht, beginnt am nächsten Morgen ein neuer Zyklus (siehe Babylonische Stunden).
Neben der Wahren Ortszeit, den Babylonischen und Italischen Stunden gibt es noch viele andere Anzeigemöglichkeiten, so dass manche Sonnenuhrzifferblätter ein (für den Laien) unübersichtliches Gewirr von Geraden und Kurven sind.
Franz Meier
Quellen
- Sonnenuhren Deutschland und Schweiz; Katalog der ortsfesten Sonnenuhren in Deutschland und der Schweiz mit einer Einführung in die Sonnenuhren-Kunde
Hugo Philipp; Daniel Roth; Willy Bachmann, 1994
Die neue Kapelle
Der Glockenguss
Glockenguss am 17. Juni 2010 in Passsau
Die neue Kapelle
Interessantes zu Planung und Bau im Überblick
Architektur | Baumeister- und Zimmererarbeiten |
Ziegelaktion | Dachkonstruktion und Dachstuhl |
Decke | Spenglerarbeiten |
Fenster | Turm |
Kreuz | Glocke |
Bilder | Finanzierung |
Mobiliar | Bauherr |
Grundsteinlegung | |
Architektur | |
Der Grundriss der Kapelle hat die Form eines Ohres; die Kapelle ist im wahrsten Sinne des Wortes ein offenes Ohr. Die Kapelle wurde behindertengerecht geplant:
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Gute Lichtverhältnisse durch viel Glas garantieren, dass Gehörlose gut von den Lippen ablesen können. Durch die Glaswand ist auch eine Kommunikation nach draußen möglich. |
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Ziegelaktion | |
Jeder gestaltete seinen Ziegelstein nach dem, was ihm wichtig war. Das war entweder der eigene Name oder der Name eines geliebten Menschen, manche haben ein Bild auf den Stein gemalt. Es war eine besondere Aktion für alle.
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Decke | |
Die blau gestrichene Decke der Kapelle, bestückt mit Leuchtdioden, symbolisiert den Sternenhimmel. | |
Fenster | |
Das bunte Glasfenster der Kapelle ist eine Projektarbeit von hörbehinderten und sprachbehinderten Jugendlichen aus einer Einrichtung des BLWG in München-Johanneskirchen. Der Künstler H.-G. Lehmann leitete die Jugendlichen an. |
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Kreuz | |
Zur Symbolik: Das Herz steht für das Gemüt des Menschen. Alles, was man im Leben macht, sollte man mit Herz machen. < Die Blätter deuten stilisierte Ohren an. Die Anliegen der Menschen sollen hier Gehör finden. |
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Bilder | |
Das kleinere Bild in der Kapelle erhielt der Förderverein von der Ordensgemeinschaft der Salesianerinnen vom Heiligsten Herzen aus Lecce. Das Buch in der Hand von Filippo Smaldone trägt den Schriftzug „Effata“, das bedeutet: „Öffne dich“. |
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Die moderne Darstellung des Heiligen in der Rottmooser Kapelle, mit Hinweis zum Geburts- und Todestag, stammt vom Wasserburger Künstler Willy Reichert. |
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Mobiliar | |
Das Mobiliar ist aus unterschiedlichen Holzarten gefertigt. Es soll die Unterschiedlichkeit der Menschen symbolisieren, von denen jeder „aus einem anderen Holz geschnitzt ist“. Durch das bewegliche Mobiliar können auch Rollstuhlfahrer gut platziert werden. | |
Grundsteinlegung |
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Der Grundstein für den Kapellenbau wurde am 27. Juni 2010 gelegt. |
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Baumeister- und Zimmererarbeiten |
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Die Baumeister- und Zimmererarbeiten führte die Firma Eder aus Babensham aus. Das Gebäude beinhaltet Kurven mit insgesamt 11 verschiedenenRadien, was bautechnisch eine besondere Herausforderung war. Um die ganze Sache maßhaltig auf die Baustelle zu bringen, wurde die Kapelle 1:1 auf einem Plotter ausgedruckt. |
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Dachkonstruktion und Dachstuhl |
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Im Hinblick auf die Dachkonstruktion war es ideal, dass die Firma Eder sowohl Baumeister- als auch Zimmererarbeiten anbieten konnte. Dabei ist die Zimmerertätigkeit aufgrund der angewandten Schablonentechnik mit eingeflossen in die Maurertätigkeit. Jede Deckenplatte der Kapelle ist ein Unikat.
Beim Dachstuhl handelt es sich um eine Pfettendachkonstruktion mit fallendem First. Das Besondere daran: Jeder Sparren hat ein anderes Maß, es gibt keine zwei gleichen Sparren. Der Dachrand hat umlaufend auf einer Breite von 50 cm die gleiche Dachneigung. |
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Spenglerarbeiten | |
Die Spenglerarbeiten wurden von Maximilian Glaser aus Teisendorf ausgeführt. Keine der kupfernen Blechbahnen für das Dach ist gleich; jede einzelne wurde in Handarbeit zugeschnitten und den jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Das Ganze wurde in Doppel-Stehfalztechnik miteinander verfalzt. Um die optimale Hinterlüftung zu gewährleisten, wurden handgemachte Lüfterhauben in die Dachbahnen integriert. Der Grat am First wurde ebenfalls in Doppelfalztechnik ausgeführt und auf dem höchsten Punkt der Kapelle, wo der Grat zusammenläuft, wurde als harmonischer Abschluss eine geschwungene Spitze angebracht. | |
Turm | |
Der Turm für die Rottmooser Kapelle sollte filigran wirken und die Kapelle nicht in den Hintergrund rücken. Er sollte nicht dominieren und das Hauptbauwerk „erschlagen“. Diese Anforderung wurde in Absprache mit den Verantwortlichen in der Ausführungsplanung umgesetzt. | |
Glocke | |
Die Glocke wurde am 17. Juni 2010 in der Glockengießerei Perner in Passau gegossen. Sie hat einen Durchmesser von ca. 32 cm und ein Gewicht von ca. 22 kg. Sie wurde am 17.12.2010 dem heiligen Antonius geweiht. Gleichzeitig wurde auch das Richtfest der Kapelle gefeiert. | |
Finanzierung | |
Die Kapelle wurde aus Spenden von Firmen, Stiftungen und Privatpersonen finanziert und mit dem Erlös aus verschiedenen Aktionen, die der Förderverein durchgeführt hat. Eine Spendersäule vor der Kapelle trägt die Namen derer, die am Bau mitgewirkt und die durch ihre Spende den Bau der Kapelle ermöglicht haben. | |
Bauherr | |
Verein zur Förderung des Betreuungshofes Rottmoos e. V. |
Die neue Kapelle
Grundsteinlegung
Grundsteinlegung am 27. Juni 2010